1. Juni – Podium, Bestzeiten und Ausfall in Führung liegend…
Mein erstes Rallye Weekend im Wettbewerb lässt sich bis Samstag Mittag mit einem Wort zusammenfassen – GENIAL! Freitag sind wir bei der „Sprint Rallye“ in 3 Prüfungen von Rang 20 vor auf Rang 3 in der Gesamtwertung, am Samstag konnten wir in SP1 Bestzeit fahren, in SP2 die Führung ausbauen, um am Start zu SP3 die Halbachse zu sprengen (VIDEO)…aber, das ganze mal von Anfang an…
Unser kleines, aber feines Rallye Team funkte wie geschmiert, Gunthard und seine Jungs (diesmal Jürgen, Wolfgang und Gerald) hatten nicht nur das Service schneller aufgebaut als Sandra und ich die ersten zwei Prüfungen besichtigen konnten, sondern in der Zeit auch noch das erste „check up“ für unser Baby, und den pipifeinen Evo IX R4 von unserem „Boxennachbarn“ dieses Wochenende, Andreas Mörtl, erledigt.
Sandra und ich kamen mit dem Schrieb gut voran, und Georg Höfer begleitete und das Wochenende mit seiner Cam (DANKE!!!) – da bekommt ihr HIER die Tage noch mehr zu sehen! Am Donnerstag ging es recht gemütlich zu – nachdem wir den Schrieb fertig hatten, genoss ich erst mal die tolle Atmosphäre des Rallye Sports.
Am Freitag hatten mich nicht nur viele liebe Freunde und Freundinnen bei meiner Rallye Premiere besucht, sondern auch die österreichische Rallye Elite – meine Benzinbrüder Andreas Aigner und Hermann Neubauer waren auch gekommen, was mich natürlich sehr gefreut hat. Weniger gefreut hat mich meine Startnummer – 53, sprich ich musste als 53. Starter auf die Strecke. Ich meine – ok, es war meine Rallye Premiere…aber ich hatte bei der Pressekonferenz doch gesagt,
Top 15 wäre das Ziel, und wenn sie mich für zu optimistisch hielten – ok - dann meinetwegen für meine Premiere die Startnummer 23…aber die 53, mit dem Auto - das gab mir schon zu denken.
Mein Benzinbruder Reini (Startnummer 52) wurde – angeblich hatte weder er noch der alte Fuchs Bernhard interveniert :) – nach vorne gereiht, und war so, wie auch die restlichen 30 Piloten bis zur Nummer 30 - ohne Regen über die Prüfung gekommen. Ich dachte mir, ich mache auf „Understatement“, und lasse die Ergebnisse für die Vorreihung sprechen – wie hatte ich diese sportliche Einstellung doch verflucht, als ich – 50 Minuten und eine sich entleerende Regenwolke nach der Spitze -
- ab Kilometer 2 im Regen fuhr, und ab etwa Kilometer 4 mit den Rallye Slicks unter „full wet“ Bedingungen meine erste gezeitete SP fahren durfte. Ein wenig einschätzbarer wäre mir nicht unrecht gewesen, geschätzte 170 Durchschnittspuls, ein Überholmanöver auf der Stecke und ein wenig Glück brachte uns Rang 20 in der SP 1 mit 52 Sekunden Rückstand - das hatte ich mir anders vorgestellt. „Neubsi´s“ Kommentar im Regrouping – „erste Lektion im Rallyesport gelernt“ war genau das, was ich da noch brauchte - für SP 2 meinte es der Wettergott aber gut mit uns.
Nun war die Strecke wieder fast ganz aufgetrocknet, und ich konnte den Evo endlich mal so richtig fliegen lassen – dass das zackig war war mir klar, aber als der Zeitnehmer im Ziel eine 6:41 auf die Tafel schrieb, konnte ich es nicht fassen – Bestzeit (ONBOARD)! Ich hatte gerade in der zweiten Rallye SP meines Lebens, der ersten unter einigermaßen vergleichbaren Bedingungen (einigermaßen deshalb, weil diesmal sogar ich zumindest ein wenig bessere Streckenbedingungen hatte) die Gesamtbestzeit gefahren! Wie geil war das denn bitte!??!
Voll happy nahm ich die ersten Gratulationen entgegen, blieb aber weiter im geplanten „95 Prozent Modus“, jetzt nur nicht abheben, dachte ich mir. Die Einstellung brachte mich in den verbleibenden zwei Prüfungen noch zwei Mal eine 3. Gesamtzeit (einmal 10, einmal 6 Sekunden Rückstand), und in Summe auch den Dritten Gesamtrang mit 56 Sekunden Rückstand auf den Sieger Kramer ein. Nicht schlecht, dachte ich - hatte ich doch in Prüfung eins 52 Sekunden „dank“ der nassen Strecke ausgefasst, noch keinen Rennsprit getankt, und noch ein paar Prozenterl für Fehler frei gelassen.
Der erste Pokal bei der ersten Rallye – und gleich noch die erste Bestzeit, dass war sogar für einen Optimisten wie mich echt überraschend. Ich meine, klar waren wir hier bei einem ARC Rallye Lauf und nicht bei der ÖM, aber auch das Starterfeld hatte viele erfahrene Rallye Routiniers und viele schnelle Autos zu bieten, ganz vorne dabei der Italiener Claudio de Cecco im Ford Fiesta RS RRC, der in Vergangenheit viele Gesamtsiege bei Rallyes feiern konnte, unter anderem auch in der ÖM.
Zum Start in den Tag 2 gab es von der Rallyeleitung (ja, die Bestzeit in SP2 blieb nicht unbemerkt :)) eine neue Startreihenfolge – ich wurde von 53 auf 4 nach vorne gereiht – so muss das :).
Als Draufgabe gab es noch viele wertvolle Ratschläge von meinen Freunden - „Jetzt hör endlich auf zum ummaschwuchteln“, „druckst heute bitte endlich amol gscheit an“ oder „in der Früh wäre es gut, mal ein Ausrufezeichen zu setzen“ – waren im Spitzenfeld der Saga.
Schön, dass vor meinen ersten Kilometern auf Schotter niemand Druck auf mich ausüben wollte, aber ehrlich gesagt hatte ich ohnehin zumindest letzteres vor. Wie man Druck aufbaut weiß ich aus meiner aktiven Zeit im Motorrad Rennsport noch ganz gut, in der IDM liefen diese Spielchen definitiv auf höherem Niveau. Auf der Startrampe gab ich dennoch eine zurückhaltende Prognose – schließlich kannten Kramer und Co. diese Prüfungen im Schlaf, und ich wollte mir nicht noch mehr Druck machen, als nach dem Podium von Freitag ohnehin hatte.
Ganz ehrlich – ich fuhr nicht am allerletzten Drücker, ich hatte den 95 Prozent von Freitag lediglich noch mehr Konzentration hinzugefügt, versucht, das „Herumgeschwuchtel“ (Zitat Puchi) in den schnellen Ecken abzustellen, und unserem Schrieb ein wenig mehr Vertrauen zu schenken. Das viel mir in SP1 auch recht leicht, da sowohl der Schrieb als auch die Ansage von meiner Co-Pilotin Sandra echt gut passte. Als ich beim Ziel dann sah, dass wir erneut Bestzeit gefahren sind, brach ich in Begeisterung aus. Das waren meine ersten Kilometer auf Schotter mit dem Rallye Auto, und das erste Mal der gefürchtete „Bergwerksgraben“ im Renntempo (ONBOARD), Kramer und die anderen Locals sind die Prüfung X-Mal gefahren, und außer Kramer (dem gab ich 2,2 Sekunden) waren alle über eine Sekunde am Kilometer langsamer, de Cecco im Ford Fiesta RS RRC sogar über 2 Sekunden – und diesmal waren die Streckenbedingungen für alle absolut gleich.
Vor SP2 hatte ich ein wenig „Bammel“ – aber nicht weil sie so schwer war, sondern so eintönig, und ich dachte den Berg hoch wird es gegen einen Fiesta RS RRC hart. Letztlich war´s das auch, aber obwohl wir diesmal leider keinen „clear run“ hatten, reichte es dennoch für eine weitere Bestzeit – zeitgleich mit de Cecco im Fiesta RS RRC, Kramer konnte ich um weitere 2 Sekunden distanzieren. Ich fühlte mich gut, unser Baby lief bis auf das Mitteldiff - das mir wegen der geringen Sperrwirkung ein wenig
Sorgen machte – sensationell, also wollte ich im zweiten Durchgang Bergwerksgraben noch ein Schäufelchen nachlegen. Ich startete jedoch mit viel zu viel Last und Drehzahl los – einerseits weil ich keine Zeit verschenken wollte, andererseits wartete ich noch einen kurzen Moment länger mit dem Einkuppeln als sonst, um ja keinen Frühstart zu riskieren. Das war leider zu viel des Guten – eine Halbachse quittierte den Dienst, Ende der Vorstellung, die bis dahin so viel Spaß gemacht hatte.
Von dem Moment bis jetzt wechselt die Stimmung zwischen „was soll´s – das gehört zum Lernprozess“ bis zu „du Vollidiot – so dämlich scheidet jemand mit technischem Verständnis nicht aus“. Am meisten weh tat aber, dass ich zwei super geile Prüfungen nie fahren durfte, und 70 SP-Kilometer für meine Lernkurve vor Weiz verloren habe. Das wurde mir wieder bewusst, als ich mit den Mädels Abends noch mal ausgerückt bin, um meinem Benzinbruder Reini Sampl bei der letzten SP zu seinem 16. Gesamtrang zuzujubeln – WELL DONE, FUEL BROTHER!
FAZIT: Das Fahren hat mächtig Spaß gemacht, ich habe viel gelernt, mir fahrtechnisch keine großen Schnitzer geleistet, und wir sind zumindest heroisch – in Führung liegend – ausgeschieden. Das Fahren und die vielen herzlichen Gratulationen habe ich genossen, das Baby läuft – wir kommen wieder, nur starte ich dann vorsichtiger - danke an meine Co Sandra, Puchi, und meine Sponsoren – allen voran CONTIGER!!