7. Juni - Gesamtsieg bei der Rallye Kärnten!

Was für eine turbulente Rallye!
Nach nur rund zwei Kilometern auf der ersten Sonderprüfung ist bei unserem Evo der zweite Gang gebrochen und ich dachte, die Rallye ist für uns vermutlich gelaufen. Am Ende standen wir als strahlender Sieger da, und konnten bei unserer dritten Rallye den ersten Gesamtsieg verbuchen! Die Story mit allen „up and down´s“, zwei moralischen Siegern und beeindruckender sportlicher Größe aber mal von Anfang an…

Nach einer viel zu langen, fast 9 Monate andauernden Rallyepause stand ich nach einigen wenigen Testkilometern in Vorfeld der Rallye also endlich mal wieder mal am Start. Große Vorfreude bereits in den Wochen zuvor, Samstag morgens war dann auch die Nervosität da – keine Lust auf Frühstück, das kenne ich von früher, meine Sinne waren also wieder auf „Racing“ eingestellt.

Vorsichtige Starts um das Material diesmal zu schonen und die ersten zwei WP´s mit 95 Prozent – das war der Plan nach der längeren Pause, der Evo sollte nicht in SP 1 am Dach liegen, aber bei den vier S-2000 und ebenso mindestens vier  Rallye Gesamtsiegern die genannt hatten war aber auch klar, dass ein früher Rückstand kaum aufzuholen sein würde. Die Taktik hielt etwa 2 Kilometer, dann war am Ausgang einer Haarnadel beim Gangwechsel von eins auf zwei der zweite Gang gebrochen, ich hörte ein „knacken“, dann kaum noch Vortrieb. Sofort wechselte ich auf den dritten Gang und versuchte, für den Rest der SP den zweiten Gang zu vermeiden. Ich bleib voll konzentriert, um den Zeitverlust kurz zu halten ging ich in den schnelleren Passagen dafür näher ans Limit als geplant. Die Strategie klappte, dritte SP Zeit und das Getriebe funktionierte abgesehen vom fehlenden zweiten Gang einwandfrei.

Der Frust vor SP2 – Bergwerksgraben, ich liebe diese Prüfung – war entsprechende groß, aber ich versuchte mich auf das Problem einzustellen, nie den zweiten Gang zu schalten, den ersten länger zu drehen und wann immer möglich überhaupt nicht weiter runter als in den dritten Gang zu schalten. Als die Drehzahl dann gleich in der ersten Haarnadel die ich im dritten Gang fahren wollte viel zu tief abgefallen ist, war ich aus dem Rhythmus - ich fabrizierte gleich in der darauf folgenden Kehre einen Dreher. Genau das brauchte ich jetzt, sicher 10 Sekunden liegen gelassen und meine Stimmung war im Keller. Voll konzentriert brachten wir die Prüfung aber zu Ende, und zu meiner Überraschung lagen wir noch immer auf Rang 3 Gesamt, vor dem Rallye-ÖM Laufsieger Christian Schuberth-Mrlik im Subaru R4.
 

Im Service wechselten wir das Getriebeöl, und nachdem ich mich in den folgenden zwei Prüfungen jeweils steigern und auf den ARC-Laufsieger Gerald Rigler sogar etwas Boden gut machen konnte, schlug meine Stimmung schlagartig wieder ins positive um. Mit etwas Eingewöhnung ließ sich unser N-EVO auch ohne zweiten Gang erstaunlich problemlos und zügig bewegen, und da das Getriebe jetzt schon fast die halbe Rallye unverändert gehalten hat waren wir alle optimistisch, dass es auch eine ganze Rallye halten würde.

Das lange Mittagsservice nutze ich für eine kurz Abkühlung im Hotelteich – so auch die überlegen Gesamtführenden Hermann Neubauer und Dominique Regatschnig, da auch Hermann genauso wie mein Chefmechaniker Puchi meinte, dass das Fehlen des zweite Ganges beim dem Drehmoment den so ein EVO hat nicht so dramatisch ist, und das Getriebe wenn es bis jetzt gehalten hat auch die ganze Rallye halten würde, startet ich frisch und voll motiviert gemeinsam mit meiner Co Sandra Stifter in die vier Nachmittags Prüfungen. Während SP5 und SP6 außer einer Einzementierung meines dritten Platzes keinen nennenswerten Veränderungen brachte, änderte sich in SP7 und SP8 alles. In SP 7 rollte Hermann mit technischem Defekt aus, in der letzten SP stand plötzlich der neue Gesamtführende Gerald Riegler im Peugeot S2000 fünf Kilometer vor dem Ziel am Straßenrand. 

Nachdem ich sofort ein paar Prozent Risiko raus nahm streifte ich prompt einen Randstein, und entschied mich bei einer engen Passage für eine Vollbremsung bis zum Stillstand, da eine Baumgruppe schneller als erwartet näher rückte. Souverän sieht anders aus, aber am Ende brachte ich unser Baby dennoch ohne einen Kratzer mit einem immer lauter werdenden Getriebe ins Ziel, und verbuchte trotz dem ganzen Chaos und meinem „Steher“ im WP8 – warum auch immer – noch eine SP-Bestzeit, und gewann letztlich die Rallye mit 40 Sekunden Vorsprung auf den Rallye-ÖM Laufsieger Christian Schuberth-Mrlik im Subaru R4 – UNGLAUBLICH, WIE GEIL!!!!!!!!

Auch das kann also Rallye sein – letztes Jahr sind wir bei meiner Rallyepremiere in Führung liegend ausgeschieden, diesmal hat es zwei andere Piloten erwischt. Auch wenn wir gegen die ab SP 1 souverän führenden Kombination Hermann/Dominique/Ford Fiesta S2000 natürlich nie auch nur den Funken einer Chance hatten, und auch den stark fahrenden Gerald Rigler im Peugeot S2000 mit unserem „waidwunden 4-Gang Evo“ nicht ernsthaft gefährden hätten können, war es eine geniale Rallye. Ich wäre bei dem Starterfeld natürlich auch mit Rang 3 mehr als zufrieden gewesen, die Jungs haben vermutlich beide ein Vielfaches an Rallye Erfahrung , und unser EVO IX kann - auch wenn er ein super sauber aufgebautes N-Auto ist – performanceseitig mit den beiden S2000 Prototypen Rallyeautos natürlich nicht mithalten.

Mit dem R4-Subaru von Christian Schuberth-Mrlik vermutlich hingegen schon, und da hat es mich natürlich besonders gefreut zu sehen, dass wir bei dem Vergleich wirklich gut ausgesehen haben. Ich war in allen 8 SP´s vor den Jungs aus Niederösterreich, und Christian hat immerhin das ÖM-Saisonfinale im Waldviertel letztes Jahr gewonnen.
 

Unter dem Strich war das alles sehr genial - die Truppe die mich das Wochenende unterstützt und angefeuert hat genauso wie die vielen herzlichen Gratulationen an dem Rallyetag, den ich gemeinsam mit meinem  ebenso sehr stark fahrenden Benzinbruder Reini Sampl (Rang 14 Gesamt mit seinem absolut taufrischen, Serien-nahen M1 Audi TTS), Christiane und vielen netten Benzinbrüdern und Schwestern bis um „kurz nach halb“ ausklingen habe lassen.

Es gab an dem Wochenende aber zumindest zwei weitere „moralische Siegerteams“. Hermann & Dominique für die blitzsaubere Vorstellung an der Spitze des Feldes bis zum technischen KO, und das „Rallye Team Rigler“. Gerald Rigler und sein Co Martin Rossgatterer haben in einem Ausmaß Begeisterung und menschliche Größe gezeigt, die für mich wirklich fast unglaublich war. Die beiden fallen in Führung liegend keine  fünf Kilometer vor dem quasi sicheren Sieg mit einem genauso kapitalen wie vermutlich unfassbar teuren, unverschuldeten Motorschaden aus und haben nichts anderes zu tun, als uns voller Begeisterung zuzujubeln und vom Streckenrand aus euphorisch anzufeuern. Bei aller Begeisterung für den Rallyesport und Wertschätzung für meine sportlichen Gegner – ich denke dazu wäre ich in dem Moment nicht in der Lage gewesen. Respekt! - man lernt nie aus, diese Geste hat mich echt zum Nachdenken gebracht und nachhaltig beeindruckt – ich hoffe die Jungs feiern noch viele tolle Erfolge.“ 

CU - Knobiiiiiiiiiii 

PS: Aufgrund von „PROJEKT ORM 2016“ gibt es meine Beteiligung am EVO um € 19.500.- zu kaufen! 

Ergebnisse Rallye Kärnten: https://results.omikronplus.si/live/kaernten2015/live.html